Purabo: inaktiv
Am 27. Februar 1900 begann die Geschichte des FC Bayern. Vieles, was den Verein bis heute ausmacht, wurde schon bei seiner Gründung offenbar.
Vereine haben vielleicht keine Seele, aber sicher so etwas wie einen Charakter. Doch woher kommen jene Eigenschaften und Eigenarten, die einen Klub über Jahrzehnte ausmachen, wo doch Spieler und Trainer, Funktionäre und selbst Mitglieder kommen und gehen? Nun, das Beispiel des FC Bayern legt nahe, dass ein Verein schon in den Stunden seiner Gründung geprägt wird, dass er an diesem Tag Impulse empfängt, die ihn durch den Rest seiner Geschichte tragen.
Nehmen wir nur die ganz eigene Mischung aus lokaler Verwurzelung und Weltoffenheit, die den Rekordmeister bis heute ausmacht. Man konnte sie schon an der Zusammensetzung der Gruppe von elf Rebellen ablesen, die am späten Abend des 27. Februar 1900 eine Sitzung des Männer-Turn-Vereins München im Streit verließen, um ihren eigenen Klub ins Leben zu rufen.
Zwar kam die Mehrheit dieser jungen Leute aus Bayern, doch ihr Wortführer Franz John war Brandenburger, und im ersten Vorstand, der wenige Stunden später in einem gutbürgerlichen Restaurant namens Café Gisela gewählt wurde, saßen zudem ein Freiburger, ein Bremer und ein Leipziger. Auch die selbstbewusste Kultiviertheit, die den Klub immer auszeichnen sollte, ließ sich schon an diesem ersten Abend geradezu mit Händen greifen, denn die elf Gründerväter arbeiteten als Designer und Fotografen, nannten sich Künstler oder wurden Architekten.
Was sie antrieb, das waren vor allem zwei bis heute sprichwörtliche Bayern-Eigenschaften: Ehrgeiz und Ungeduld. Die elf Männer gehörten zur Fußballabteilung des MTV und wollten unbedingt, dass der Klub sie beim Süddeutschen Fußball-Verband anmeldete. Doch innerhalb des von den Turnern dominierten Stammvereins sah man in dieser Sache keinen Grund zur Eile. John glaubte, dass der Konflikt nur zu lösen war, indem die Fußballer ihren eigenen Klub gründeten.